Viele Tausend Jahre alt: Weihnachten

Viele Tausend Jahre alt: Weihnachten

Zwei Gerolzhöfer Vereine veranstalten gemeinsam eine Adventsfeier:
„Lehrstunde“ des Historischen Vereins und des Steigerwaldklubs

Im Gerolzhöfer Pfarrer-Hersam-Haus fand am Mittwoch eine vorweihnachtliche Adventsfeier statt, an der über 150 Personen teilnahmen.

Veranstalter waren der Historische Verein und der Steigerwaldklub, beide aus Gerolzhofen. Geboten wurde eine musikalische Zeitreise zu den Ursprüngen des Weihnachtsfestes. Für die Musik sorgte die Akkordeon-Solistin Maria Reiter.

Der bayerische Sprachforscher und Buchautor Gerald Huber, der eigene Texte verlas, datiert die ersten weihnachtlichen Ansätze in die Jungsteinzeit. Damals wurden die Menschen seßhaft und begannen, die Naturgewalten religiös einzuordnen. Schon lange vor den Christen feierten sie in der dunklen Jahreszeit die Geburt des Herrschers aller Zeiten.

Hubers launig vorgetragene Zeitreise machte an zahlreichen Stationen Halt; einige Beispiele: Indoeuropäische Sprache, raue Nächte, Kalenderunterschiede, Ägypter und Griechen, Römer und Deutsche, Halloween, Adventskalender, Gottkaiser und Gottesgnadentum, Geschichte der Weihnachtsmärkte, Weihnachtsspiele in den Kirchen, Zusammenhang zwischen dem Baum des Lebens und dem Christbaum; die heute üblichen Lichtorgien im Advent und an Weihnachten und der Verlust der Dunkelheit. Die Besucher der Veranstaltung dankten mit langanhaltendem Beifall.

Die lange Geschichte des Weihnachtsfestes

Wenn es um die Vermittlung gesicherter und weniger gesicherter Fakten geht, empfiehlt sich als äußerer Rahmen üblicherweise ein heller, sachlich-schlichter Raum. Am 27. November 2019 ging es in Gerolzhofen darum, mittels einer unterhaltsamen Tour d’Horizon durch das Wintersonnwende-Brauchtum in Vergangenheit und Gegenwart darzutun, wo die Ursprünge des Weihnachtsfestes liegen. Dazu hatte man den Raum richtigerweise abgedunkelt.

Ein Sprecher erläuterte von einer geschmückten Bühne herab nach Art eines Erzählers eine Vielzahl von Aspekten, die „unserem“ Weihnachtsfest zugrunde liegen; und eine Akkordeon-Solistin setzte dazu musikalische Akzente. Die Veranstaltung fand im Gerolzhöfer Pfarrer-Hersam-Haus statt. Eingeladen hatten der Historische Verein Gerolzhofen sowie der örtliche Steigerwaldklub; und über 150 Personen waren gekommen. Wie sehr diesem Publikum die „Weihnachtslehrstunde“ gefallen hatte, wurde deutlich, als der Schlussbeifall nicht enden wollte und die beiden Akteure auf der Bühne sich zu einer Zugabe entschlossen.

Der Mann, den Maria Reiter mit ihren kunstvollen Akkordeon-Klängen begleitete und mit dem sie auch einige Lieder sang, war der Sprachforscher, TV-Journalist und Buchautor Gerald Huber. Sein Buch, das im Münchner Volk Verlag erschienen ist, hat denselben Titel, den auch die Veranstaltung am 27.November hatte: „12000 Jahre Weihnachten“. 12000 Jahre? Hatte man nicht in der Schule gelernt, dass die Germanen das Julfest hatten und die Kirche es bei der Christianisierung in das Weihnachtsfest verwandelte? Und die Germanen waren doch erst im Zuge der Völkerwanderung vor weniger als 2000 Jahren nach Europa gekommen…

Huber verwies jedoch darauf, dass die Menschen in der Jungsteinzeit zu sesshaften Bauern geworden waren, deshalb die Vorgänge in der Natur aufmerksam beachten mussten und aus den Ausdeutungen der Naturphänomene ein vielgestaltiges Brauchtum entwickelten. Weil aber die Natur und der Ablauf der Jahreszeiten überall prinzipiell ähnlich sind, fänden sich auch im Brauchtum oft ähnliche Komponenten. Beispiel: der Paradiesbaum.

Hatten die Römer zur Zeit der Wintersonnwende noch die Saturnalien und damit das Goldene Zeitalter des Saturn, gefeiert und in großem Umfang Geschenke ausgetauscht, so taten die mittelalterlichen Christen das Gleiche. Nur dass aus dem 24. Dezember, dem ehemaligen Tag des Saturn, inzwischen der Adam-und-Eva-Tag geworden war, an dem (statt des Goldenen Zeitalters des Saturn) das Paradies dargestellt wurde.

Weil – so mutmaßt Huber – sich die nördlich des Mittelmeerraums lebenden Christen als Frucht des biblischen Baumes der Erkenntnis nur den Apfel vorstellen konnten, andererseits ein grüner Baum benötigt wurde, stellten diese Christen in den Eingangsbereichen der Kirchen immergrüne Nadelbäume auf. Diese wurden mit verführerisch wirkenden Äpfeln behängt – schon konnte Eva aktiv werden. Und das ist nur ein ganz kleiner Ausschnitt aus Hubers buntem Kaleidoskop der Ursprünge des Weihnachtsfestes…                                                                                        

Jochen Ewe